Studie der R+V Versicherung "Die Ängste der Deutschen 2009"
Trotz Wirtschaftskrise: Die Deutschen bleiben gelassen
Größte Sorge gilt der wirtschaftlichen Zukunft – Angst um Arbeitsplätze wächst sprunghaft an – Deutsche befürchten Abbau von Sozialleistungen wegen Staatsverschuldung – Pflegefall-Risiko größte persönliche Angst
Berlin, 3. September 2009. Die große Wirtschaftskrise von 2008/2009 hat die Sorgen der deutschen Bevölkerung tiefgreifend verändert: "Die Ängste vor einer Verschlechterung der Wirtschaftslage und einer negativen Entwicklung des Arbeitsmarktes sind sprunghaft in die Höhe geschnellt und belegen jetzt die Spitzenplätze", erläutert Rita Jakli, Leiterin des R+V-Infocenters, die Ergebnisse der Langzeitstudie "Die Ängste der Deutschen 2009" auf der heutigen Pressekonferenz in Berlin. Dagegen ist die Furcht vor steigenden Lebenshaltungskosten, in den vergangenen fünf Jahren Spitzenreiter auf der Skala der größten Ängste, mit 13 Prozentpunkten am stärksten zurückgegangen und liegt jetzt mit 63 Prozent auf Platz drei. Überraschend: Alles in allem lässt die tiefe Wirtschaftskrise die Deutschen relativ unbeeindruckt – insgesamt bleiben die Ängste auf Vorjahresniveau.
Die 7 größten Ängste der Deutschen -
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Zum 19. Mal hat das R+V-Infocenter in einer repräsentativen Studie rund 2.400 Bürger in Deutschland nach ihren 16 größten Ängsten befragt. Ergebnis: Wirtschaftsthemen sind 2009 eindeutig die größten Angstmacher. Zwei von drei Deutschen befürchten eine Verschlechterung der Wirtschaftslage (66 Prozent). Diese Sorge ist um acht Prozentpunkte höher als im Vorjahr und erreicht damit erstmals seit 2003 wieder die Spitzenposition aller Ängste. Mit 18 Prozentpunkten am stärksten zugenommen hat die Angst vor einem Anstieg der Arbeitslosigkeit in Deutschland. Mit 65 Prozent springt sie von Platz 8 im Vorjahr auf den zweiten Rang. Erstaunlich: Die Angst, den eigenen Arbeitsplatz zu verlieren, ist mit 48 Prozent deutlich geringer.
Angst vor Staatsverschuldung und geringeren
Sozialleistungen -
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Beruhigungspille: Staatliches Krisenmanagement dämpft die Angst
"Angesichts der schweren Wirtschaftskrise ist es geradezu sensationell, dass das durchschnittliche Angstniveau der Deutschen unverändert bei 44 Prozent liegt", so Professor Dr. Manfred Schmidt, Politologe an der Universität Heidelberg und Berater des R+V-Infocenters. Seine Erklärung: "Drei Faktoren dämpfen die Angst: Erstens, das Krisenmanagement der großen Koalition wirkt wie eine Beruhigungspille. Zweitens, die sozialstaatlichen Programme stabilisieren – Kurzarbeit statt Arbeitslosigkeit und Erhöhung der Altersrenten senden Signale. Und schließlich wirken der hohe Wohlstand und der soziale Frieden im Land wie ein Sicherheitspolster." Eine aktuelle Zusatzfrage zeigt jedoch: Die hohe Staatsverschuldung infolge der staatlichen Konjunkturprogramme und Rettungsschirme für Banken und Unternehmen löst bei vielen neue Ängste aus. "Zwei Drittel aller Bürger befürchten, dass ihnen die Rechnung dafür noch serviert wird – mit dem Abbau von Sozialleistungen", so Professor Schmidt. Nach Ansicht des Politologen können bei einer weiteren Staatsverschuldung zusätzlich Steuererhöhungen auf die Bürger zukommen.
Geringe Inflationsrate lässt Angst vor steigenden Lebenshaltungskosten sinken
Fünf Jahre auf Platz 1, jetzt abgerutscht auf Platz 3: Die Furcht vor steigenden Lebenshaltungskosten erreichte noch im Vorjahr mit 76 Prozent ein Rekordhoch und sinkt nun um 13 Prozentpunkte auf 63 Prozent. "Die Deutschen beobachten die Preisentwicklung in ihrem Land sehr genau", erklärt Professor Schmidt. "Im vergangenen Jahr erreichten die Preise Gipfelhöhen. Nun registrieren viele Bürger, dass die Inflationsrate in diesem Jahr nur noch gering ist."
Ebenfalls rückläufig, aber mit 56 Prozent immer noch hoch: die Furcht vor Naturkatastrophen. Sie rangiert auf Platz 4 der größten Sorgen und dokumentiert das traditionell hohe Umweltbewusstsein der Deutschen.
Krank und pflegebedürftig: Albtraum für viele Deutsche
Die soziale Sicherheit ist neben den wirtschaftlichen Ängsten eine der Hauptsorgen aller Deutschen. Die Befürchtung, im Alter zum Pflegefall zu werden, ist 2009 leicht auf 54 Prozent gestiegen, liegt auf Platz 5 und bleibt mit deutlichem Abstand die größte persönliche Sorge. Immerhin jeder Zweite fürchtet sich auch vor schweren Krankheiten (49 Prozent). Die Angst vor Altersarmut sinkt hingegen. Sie erreicht mit 37 Prozent den niedrigsten Wert seit 2002.
Wenig Vertrauen in die Politik – dennoch leicht verbesserte Noten
Mehr als jeder zweite Deutsche (53 Prozent) zweifelt daran, dass die Volksvertreter ihren Aufgaben gewachsen sind. 2008 waren dies nur 49 Prozent. Trotzdem erteilen die Deutschen den Politikern dieses Jahr bessere Noten für ihre Arbeit. 2009 bewertete jeder Vierte die Leistungen der Volksvertreter mit den Schulnoten 1 bis 3, im vergangenen Jahr waren es nur 20 Prozent.
Die Ängste der Deutschen -
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Wirtschaftliche Sorgen in Ost und West – Unterschiede in der Rangfolge
Trotz der gemeinsamen Sorgen um wirtschaftliche Themen bleiben Unterschiede zwischen Ost und West. Am gravierendsten zeigt sich das bei der Angst vor eigener Arbeitslosigkeit. 58 Prozent der Arbeitnehmer in den ostdeutschen Bundesländern bangen um ihren Arbeitsplatz – im Westen sind es nur 46 Prozent.
Die Angst vor steigenden Lebenshaltungskosten liegt im Osten seit nunmehr zehn Jahren unangefochten auf Platz 1 (2009: 72 Prozent), in den westdeutschen Bundesländern wird sie verdrängt von den Sorgen um die wirtschaftliche Zukunft und steigende Arbeitslosenzahlen.
Weitere Ergebnisse der Studie in Kurzform:
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Die Furcht vor Terrorismus ist um fünf Prozentpunkte gestiegen und liegt mit 46 Prozent im Mittelfeld der großen Ängste.
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Trotz heißer Diskussionen um Alkopops und Alkoholexzesse bei Jugendlichen: Die Angst vor Drogen- und Alkoholsucht bei Kindern erreicht mit 34 Prozent den geringsten Wert seit 1994 (33 Prozent).
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Frauen sind insgesamt ängstlicher als Männer. Auffällig: 56 Prozent aller Frauen machen sich Sorgen um ihre Gesundheit, aber nur 43 Prozent der Männer. Männer erreichen nur bei zwei Themen höhere Werte: bei eigener Arbeitslosigkeit und sinkendem Lebensstandard im Alter.
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Die 40- bis 59jährigen sorgen sich am meisten. Die über 60-Jährigen zeigen sich 2009 gelassener.
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Traditionell das Schlusslicht: Die Angst vor dem Zerbrechen der Partnerschaft. 2009 erreicht sie mit 16 Prozent sogar den bislang niedrigsten Wert.
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